“Reichweite & Schlagkraft von Bloggern wird unterschätzt”

(C) Roger Schmidt

Weblogs, abgekürzt Blogs, sind das Medium der Neuzeit. Eine einfache und ansprechende Möglichkeit, sich öffentlich im Internet mitzuteilen. Längst hat das Blogging-Fieber auch die deutschen Weinberge erreicht. Winzer, Weinkenner und -liebhaber schreiben täglich Beiträge rund um den begehrten Rebsaft. Das Online-Informationsportal wikio zählte im Februar 93 deutschsprachige Blogs, die sich mit Wein beschäftigen.

Auch  ZEIT ONLINE hat sich mit dem Thema befasst, ebenso wie Michael Liebert. Frank Schulz vom Deutschen Weininstitut (DWI) in Mainz spricht von 20 bis 30 ernstzunehmenden Seiten. „Das Thema ist in Deutschland erst am Anfang, birgt aber ein riesiges Potenzial“, erklärt er. Unter den Online-Tagebüchern gebe es bereits welche, die täglich rund 2000 Leser erreichten. „Blogs eignen sich wunderbar, um Special-Interest-Gruppen wie Weinfreunde zu erreichen“, meint er.

Zu den erfolgreichsten deutschen Wein-Blogs gehören laut Schulz Nikos Wein & Gourmetwelten und The Drink Tank. Auch in Rheinland-Pfalz gibt es einige bekannte Blogger: Andreas Kaul aus Hackenheim im Kreis Bad Kreuznach, Harald Steffens aus Reil an der Mosel und Dirk Würtz aus Gau-Odernheim im Kreis Alzey-Worms.

„Würtz hat eine steile Klick-Karriere hinter sich“, erzählt DWI-Mitarbeiter Schulz. Seit 2008 schreibt der Blogger fast jeden Tag mindestens einen Beitrag auf www.wuertz-wein.de, mittlerweile haben sich rund 800 Artikel angesammelt. Zwei Stunden investiert der Weinmacher im Schnitt täglich für seinen Blog. Er formuliert nicht nur, sondern stellt auch regelmäßig Videos ins Netz und hat eine Live-Show mit mehreren Folgen entwickelt.

„Wer selbst keine Zeit für umfassende Online-Aktivitäten hat, der sollte zumindest Kontakt mit den Bloggern halten“, empfiehlt Schulz Händlern und Winzern. Da es viele Blogger gebe, die Weine testeten und bewerteten, könne ein positives Resümee neue Kunden anlocken. Nach den Worten von Würtz berichten Händler ab und an von leer geräumten Regalen – wenn der Wein kurz zuvor im Netz besprochen wurde.

Schulz glaubt, dass die Reichweite und mediale Schlagkraft von Bloggern unterschätzt wird: „Blogger können Winzern und anderen zu mehr öffentlicher Aufmerksamkeit verhelfen.“ Da sich Journalisten gerne Ideen auf Blogs holten, sei die Chance groß, dass ein Blog-Thema von Fachmedien oder Zeitungen aufgegriffen werde. „Die Rücklauf-Quote bei digitaler PR-Arbeit ist deutlich höher als bei klassischen Medien“, erklärt Schulz.

Geld verdient Würtz mit seinem Online-Engagement nach eigenen Worten nicht. Doch der Winzer, der vornehmlich ins Ausland exportiert, konnte, wie er selbst sagt, seine Bekanntheit in Deutschland steigern. Dies habe auch den Verkaufszahlen seines Online-Shops gut getan. Würtz ist sich sicher: „In einigen Jahren wird der Großteil des Umsatzes im Internet gemacht werden.“

Schon jetzt, erklärt Schulz, würden einige Weinerzeuger 30 Prozent ihrer Weine über das Internet verkaufen. Er empfiehlt deshalb jedem, den Schritt ins Netz zu wagen. Doch er rät auch: „Jeder sollte genau überlegen, welche Plattformen er nutzen will und auch kann. Denn ein Blog macht nur Sinn, wenn man ihn jeden Tag mit Beiträgen füttert.“

Dirk Würtz gehen die Ideen für Beiträge so schnell nicht aus. Als nächstes hat er eine „International Web Wine Tasting Tour“ geplant, eine Art „Euro-Vision-Contest für Wein“. Dabei soll an zehn verschiedenen Orten in Deutschland, Spanien und Österreich eine Live-Verkostung und Bewertung stattfinden. Außerdem will er eine gefilmte Weinprobe während eines Paragliding-Flugs probieren – auf Kommentare dazu ist er jetzt schon gespannt. (Christina Nover, dpa)

Webseiten:
www.wuertz-wein.de
www.nikos-gourmetwelten.de
www.drinktank.blogg.de
www.deutscheweine.de
www.genussziele.com
www.wikio.de

Feedback an Hannes Konzett: hannes.konzett@genussziele.com
(Cartoon/copyright: Roger Schmidt, www.karikatur-cartoon.de)

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