Georgien will Rechte an Stalins Lieblingswein zurückkaufen

Weinland Georgien

Georgien, das Geburtsland des sowjetischen Diktators Joseph Stalin (1878-1953), will die Rechte an dessen Lieblingswein zurückkaufen. Wie die georgischen Behörden am Freitag mitteilten, laufen derzeit Verhandlungen mit der US-Firma “Dozortsev & Sons”, die die Exklusivrechte an der Weinmarke “Chwantschkara” erworben hatte.

Es könnte für die Interessen der georgischen Weinproduzenten schädlich sein, dass diese Rechte im Besitz einer Privatfirma seien, sagte die Generaldirektorin des georgischen Patentamts, Irakli Gwaladse, in Tiflis. Der Chwantschkara-Wein, ein lieblicher Rotwein, habe einen “unverwechselbaren Geschmack” und werde nur in begrenzter Menge in einer isolierten Gegend Georgiens produziert, sagte Gwaladse.

Begehrt: Weinmarke Chwantschkara

Chwantschkara für Roosevelt und Churchill
Nach Angaben von “Dozortsev and Sons” liebte Stalin* (*der in seiner Heimat von vielen bis heute verehrte einstige orthodoxe Seminarist Josef Wissarionowitsch Dschugaschwili, wie Stalin im bürgerlichen Namen hieß) diesen Wein so sehr, dass er ihn bei der Konferenz von Jalta im Februar 1945 dem US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt und dem britischen Premier Winston Churchill servieren ließ. Die unter Stalins Herrschaft betriebene Zwangskollektivierung der Landwirtschaft hatte zu Hungersnöten geführt, in deren Folge Millionen von Sowjetbürgern umkamen.

Die Ex-Sowjetrepublik Georgien nimmt für sich in Anspruch, das eigentliche Geburtsland des Weines zu sein und verweist auf archäologische Funde, wonach bereits vor 7000 bis 8000 Jahren im Südkaukasus Wein hergestellt wurde.

Vor ungefähr 5000 Jahren, so wird geschätzt, hat in Georgien dann der „kultivierte“ Weinbau begonnen. Es wurden in verschiedenen Ortschaften über 4000 Jahre alte Werkzeuge, Weingefäße und Traubenkerne gefunden. Im Nationalmuseum in Tbilisi wird ein mit Silber überzogenes kurzes Stück Rebholz gezeigt. Es wird auf die Zeit 2500 v. Chr. datiert. Im westgeorgischen Staat Kolchis, so wird vermutet, wurde seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. nicht nur Wein angebaut, sondern auch exportiert. Es gab wohl enge Verbindungen zu Griechenland und in das Perserreich

Traditionelle Weinherstellung
Weinkultur und die Geheimnisse des Weinkelterns sind in Georgien durch Tausende von Jahren hindurch erhalten und praktiziert worden. Ein Zeugnis hierfür sind zwei spezielle georgische Verfahren der Weinherstellung, das imeretische und das kachetische Verfahren. Dem Dichter Alexander Puschkin (1799-1837) mundeten Weine nach diesen traditionellen Verfahren besser als Burgunder. Die Verarbeitung des Weins geschieht in den kleineren Betrieben nach alter Tradition. Die Weintrauben kommen nach dem Pflücken in einen Bottich (Marani). Ein oder mehrere Männer steigen in den Bottich und stampfen die Trauben mit ihren Füßen. Wenn die Trauben ausgepresst sind, wird der Saft (Matschari) stehen gelassen bis der Gärungsprozess einsetzt.

Dann kommt der Saft in gläserne oder porzellane Gefäße, bis die Gärung abgeschlossen ist. Schließlich wird der Wein in Tongefäße (Kwewri) abgefüllt, die in die Erde eingelassen sind. Sie haben ein Fassungsvermögen zwischen 10 und 100 Litern. Verschlossen werden sie mit einem Stein, der mit Ton und Holzasche abgedichtet ist. Eine weitere Tradition richtet sich nach dem Lebenszyklus: Wenn ein Junge geboren wird, füllt man einen Kwewri mit jungem Wein. Jahre später, wenn der herangewachsene Mann eine Frau gefunden hat und heiratet, kredenzt man den Wein zu seiner Hochzeit

Mittelalter und Neuzeit
Das traditionelle Weinrebenkreuz der Georgischen Orthodoxen Apostelkirche stellt Weinreben dar, die mit dem Haar der heiligen Nino verwoben sind. Das sollte demonstrieren, dass der christliche Glaube und die Weinrebe die heiligsten Güter des Landes sind. An den Wänden von Tempeln in Samtawisi, Ikalto, Gelati, Nikortsminda, Wardsia und Zarmza kann man Ornamente mit Trauben tragenden Reben finden und auch der Thron des Patriarchen im Klosterkomplex Haghpat ist mit Trauben geschmückt. Die im 12. Jahrhundert gestiftete Akademie Ichalto dokumentierte den Weinbau in Georgien. In das südliche Georgien wanderten zwischen 1816 und 1818 schwäbische Separatisten mit Weinverstand ein. Neben dem Anbau von Obst und Gemüse widmeten sich dieKaukasiendeutschen dem Weinbau.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm die Rebfläche 71.200 ha ein, doch durch die aus Amerika eingeschleppte Reblaus und Pilzkrankheiten wurde sie bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts auf 37.400 Hektar vermindert. Um die zerstörten Weinberge wieder einer produktiven Nutzung zuzuführen, wurden reblausfeste amerikanische Unterlagsreben importiert.

Weinkultur

Noch heute ist Wein als Bestandteil der Kultur in keinem transkaukasischen Land so weit verbreitet wie in Georgien. Hier haben selbst die Grabsteine der Nationalhelden die Form von Reben und Trauben. Wenn der Georgier Hochzeit feiert, sollte der Brautvater als Ausrichter einer traditionellen Hochzeit fünfhundert bis tausend Liter Wein bereithalten. Kartlis Deda (deutsch Mutter Georgiens) ist eine Monumentalstatue in der Hauptstadt Tiflis. Sie symbolisiert die Stadt Tiflis und hält eine Schale Wein für die Freunde in der linken Hand, ein Schwert gegen die Feinde in der rechten.

Rebsorten
Die Qualität georgischer Rotweine war in der ehemaligen Sowjetunion anerkannt. Etwa 60 bis 70 % der Gesamtrebfläche Georgiens sind mit roten Sorten bestockt. In Georgien sind Wildreben heute noch stark verbreitet. Dort ist die Vitis vinifera mit der Unterart silvestris noch wie vor vertreten. Es existieren mehrere Rebschulen, von denen sich die bekannteste in Sakar im Westen Georgiens befindet.

Anbauregionen und Herkunftsbezeichnungen
In Georgien werden vier verschiedene Weinbauregionen unterschieden. Es handelt sich um Kachetien im Südosten, Kartlien im Kura-Tal, Imeretien im Osten und Ratscha-Letschchumi – Kwemo-Swanetien im Nordosten des Landes. Die größten Weinplantagen liegen in Ostgeorgien, gerade Kachetien ist ein Herzland des Weinanbaus. Dabei repräsentieren die Namen der Weine ihre Anbaugebiete.

Oft lassen die Namen der Weine auf die Herkunft schließen. Aber es werden auch verschiedene Schreibweisen verwendet. Bekannte Weine sind Achascheni (rot), Anaga (weiß), Chwantschkara (rot), Kachetinskoje (weiß), Kardanachi (weiß), Kindsmarauli (rot), Kwareli, Mukusani oder Mukuzani (rot), Napareuli (rot, weiß), Salchino (rot), Teliani (rot) und Zinandali oder auch Tsinandali (weiß). (Quellen: apa; mixmarkt.de/Georgischer Wein; bebugmbh.de)

Weitere Infos unter www.bebugmbh.de und www.mixmarkt.de (Georgischer Wein)

Feedback an Hannes Konzett: hannes.konzett@genussziele.com
(Fotos/copyright: bebugmbh.de; Archiv)

GENUSSZIELE.com-Beitrag „Millionen für Andrew Lloyd Weber´s 750 Flaschen Wein”

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